Motor: | 7,0 Liter V8-Biturbo |
Leistung: | 750 PS |
Drehmoment: | 949 Nm |
Kraftübertragung: | Sechsgang-Schaltgetriebe |
Gewicht: | 1338 kg |
Beschleunigung: | 0 - 100 km/h in 2,8 Sekunden |
Höchstgeschwindigkeit: | 320 km/h |
Kaufpreis: | ca. 550.000 Euro |
Wenn man dem kalifornischen Sportwagenkonstrukteur Steve Saleen glauben darf, gibt es seit Beginn diesen Jahres nur noch ein Automobil, das den Titel des "schnellsten Seriensportwagens der Welt" wirklich verdient. Der Saleen S7 Twin Turbo, Modelljahr 2005 reduziert auf brachiale 750 PS, martialische 949 Nm Drehmoment und herausragende 2,8 Sekunden bis Tempo 100 beschleunigt schneller als der Enzo, hat mehr Druck als der SLR und kostet mit 555.000 US-Dollar nur halb soviel wie der ehemalige Titelverteidiger, der McLaren F1. "Statt einem F1 sollte man sich lieber zwei S7 Twin Turbo zulegen", rät Firmengründer und Vorstand Saleen seinen potenziellen Kunden. "Einen für die eigene Sammlung, einen zweiten für die Dame des Herzens." Dass Steve Saleen nicht nur etwas von originellen Geschenken versteht, sondern auch von ungewöhnlichen Automobilen, belegt die Geschichte: Im August 2000 enthüllte der ehemalige Rennfahrer im Rahmen der Monterey Historic Races den Saleen S7, sein erstes eigenständiges Automobil und gleichzeitig einen der schnellsten Sportwagen der Welt. In den darauffolgenden Jahren folgte ein wahrer Hochleistungs-Boom; jeder Hersteller, von Ferrari und Lamborghini bis Mercedes und Porsche, wollte einen Supersportler im Portfolio haben und die einst "magische" Grenze von 500 PS wurde allseits großzügig überschritten. Um nicht bloß dem Trend zu folgen, sondern eine neue Benchmark vorzulegen, griff man bei Saleen in die Vollen: Der 575 PS und 525 Nm starke V8-Blockmotor wurde durch ein sieben Liter fassendes Achtzylindertriebwerk mit zwei wassergekühlten Turboladern, 750 PS Leistung und 949 Nm Drehmoment ersetzt. Um den S7 für den massiven Leistungszuwachs vorzubereiten, musste sowohl die Karosserie als auch die gesamte Fahrwerksstruktur überarbeitet werden.
Dass man im kalifornischen Irvine etwas offenherziger über seine Konkurrenten plaudert als beispielsweise im englischen Crewe, ist kaum verwunderlich. Besonders erfreulich ist dann auch der Blick auf die Vergleichstabelle mit der fettgedruckten Überschrift "NOTHING COMPARES WITH A SALEEN S7 TWIN TURBO FOR 2005", die dem Pressematerial beiliegt.
Aufgelistet sieht man neben dem neuen S7 vom Enzo über den Murcièlago und MC12 bis zum McLaren F1, SLR und Carrera GT alle großen Namen im Supercar-Geschäft - jeweils mit etwas geringerer Leistung, Beschleunigung oder etwas höherem Einkaufspreis als der Saleen, versteht sich. Dass die beherzten Kalifornier selbst vor der öffentlichen Beleidigung ganzer Autonationen nicht zurückschrecken, ist seit dem September letzten Jahres, vor allem den Italienern, mit Graus in Erinnerung geblieben: Statt den Gastgebern mit Respekt und Ehrerbietung entgegenzutreten, belegten die Saleen-Rennwagen S7R in einem Rennen der FIA GT den ersten Platz und zwar beim Renndebüt des Maserati MC12 auf der Ferrari-Hausstrecke in Imola. Mit sage und schreibe 43 Sekunden Vorsprung. "It was not a happy day for Ferrari-Maserati², schmunzelt Saleen.
Spricht man mit Steve Saleen über sein neues "Baby", kommt immer wieder der Begriff der "gespaltenen Persönlichkeit" ins Spiel: "Der S7 Twin Turbo verbindet die Performance eines reinrassigen Rennwagens mit dem Fahrvergnügen eines Straßensportlers. Mit der Steigerung der Motorleistung, den Verbesserungen der Chassis-Struktur und der Aerodynamik fährt sich der neue S7 nicht nur schneller, sondern auch umgänglicher im normalen Straßenverkehr. Trotzdem wären wir wohl enttäuscht, wenn Sie nach einer Runde um den Block nicht aussteigen und ihn einen echten Rennwagen nennen würden." Das Herzstück des vielseitigen Supercars ist natürlich der neue, äußerst kompakte und leichte V8-Aluminium-Mittelmotor, der mit seiner zentralen Platzierung allein schon für eine optimale Gewichtsverteilung und einen idealen Schwerpunkt sorgt. Die brachiale Kraft des Achtzylinders wird über ein neu entwickeltes Sechsgang-Schaltgetriebe auf die Hintergäder übertragen; die Abgase werden entsprechend dem ökologischen Anspruch von Hersteller und Regierung gefiltert und finden über ein Auspuffanlage mit vier Rohren ihren Weg ins Freie.
Bei der Anpassung von Aufhängung, Fahrwerk und Bremsen half den Ingenieuren bei Saleen die langjährige Erfahrung im Motorsport. Eine besondere Neuerung gegenüber dem Vorgängermodell sind die die doppelten Spiralfedern der
Einzelradaufhängung: Im normalen Straßenverkehr kommt die weicher gespannte Feder zum Einsatz; jenseits der 160 km/h kommt Feder Nummer 2 ins Spiel, die dem Anpressdruck dank stärkerer Spannung besser standhält. Auch bei den Bremsen hat Saleen nicht gespart und von Brembo eine der größten Bremsanlagen erstanden, die in einem Serienautomobil zum Einsatz kommt.
Vorne messen die belüfteten Bremsscheiben der Sechs-Kolben-Monoblock-Bremssattel ganze 15 Zoll, an der Hinterachse sind es immerhin 14-Zoll, die für die benötigten Verzögerungswerte zum Einsatz kommen. Auch die Räder und Reifen sind im neuen Modelljahr gewachsen: Die vorderen Felgen messen stolze 19 x 9,5 Zoll, die hinteren sogar 20 x 12 Zoll. Die Michelin Pilot Sport PS2 kommen in den Abmessungen 275/35R19 und 335/30R20.
"Verantwortlich für die Form des Saleen S7 Twin Turbo ist der Wind!" sagt Steve Saleen halb im Scherz. Tatsächlich verbrachte der Prototyp die meiste Zeit seines noch frischen Daseins im Windkanal der Universität von Glasgow in Schottland. Niedriger Strömungswiderstand, eine optimale Balance zwischen Widerstand und Auftrieb und ein extremer Anpressdruck standen dabei ganz oben auf der Prioritätenliste. Die kiemenförmigen Lufteinlässe und das gesplittete Luftleitungssystem entspricht zwar auch Saleens Vorstellungen einer optimalen Supercar-Optik, ist aber in erster Linie funktional. Der Frontdiffusor, die Seitenflächen und der integrierte Heckspioler, der den aufgesetzten Flügel des Vorgängers ersetzt, entsprechen höchsten aerodynamischen Anforderungen. Das Resultat lässt sich nicht nur am Auto selbst, sondern vor allem auf dem Papier bewundern: Im Vergleich zum alten S7 wurde der Strömungswiderstand um 40 Prozent reduziert und gleichzeitig der Anpressdruck um 60 Prozent gesteigert. Beeindruckend, denn normalerweise muss man für eine Anhebung des Anpressdruckes auch eine Steigerung des Widerstandes in Kauf nehmen.
"Wenn man den S7 Twin Turbo das erste mal in natura sieht", beschreibt Steve Saleen, "ist man überwältigt von seiner Präsenz und exotischen Erscheinung.
Er ist äußerst lang und breit, dabei aber nur 104 Zentimeter hoch." Hinter den auffälligen Flügeltüren des Saleen S7 Twin Turbo verbirgt sich ein Cockpit, das Gegenüber dem Vorgänger einige Vorteile aufweist: Dank verstellbaren Pedalen und justierbarem Lenkrad können nun auch Personen den S7 fahren, denen das Vergnügen auf Grund ihrer Körpergröße bisher verwehrt blieb. Auch der Abstand zwischen den Pedalen wurde vergrößert, um Brems- und Kuppelvorgänge komfortabler zu machen. Zudem bietet die asymmetrische Sitzposition des Fahrers der Sitz ist in Richtung Wagenmitte gerückt - eine ergonomischeres Handling und eine bessere Gewichtsverteilung.
Für zusätzlichen Komfort sind Innenraum und Sitze mit Leder bezogen, eine Klimaanlage sorgt auch jenseits der 300 km/h für kalte Ohren und mit elektrischen Fensterhebern und Zentralverriegelung mit Fernbedienung bleiben einem nochmal einige aufwendige Bewegungsvorgänge erspart. Zur Standardausführung gehört auch ein Entertainment-System mit Radio, CD, DVD und TV und ein "Video-Rückspiegel", der per Kamera im Heck beim Einparken in drei Zügen sehr hilfreich sein kann. Lamborghini-Fahrer wissen, was sie verpassen. Der Preis für den Maserati-Schreck und "schnellsten Seriensportwagen der Welt" hält sich mit 555.000 US-Dollar - oder aktuell 427.000 Euro ohne Überführung in Grenzen. Man darf nun gespannt sein, welcher Wagen als nächstes antritt, um den kalifornischen Titelverteidiger von seinem selbstgewählten Thron zu stürzen...